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 Mörsch

Die Geschichte von Mörsch

Hinweis:
Verfasser: Josef Spörl. Alle Rechte vorbehalten.
Mein Dank gilt Josef Spörl für die Zuverfügungstellung des Textes

Mörsch ist von der Gemarkungsfläche her der größte Ortsteil Rheinstettens. Derzeit zählt Mörsch ca. 8630 Einwohner. Der Ort liegt auf der Niederterrasse des Rheintales 117 Meter ü.d.M. und hat eine Gemarkungsfläche von 1681 Hektar.

Der Ortsname soll auf "Mariacum" - in der Nähe des Wassers liegend - zurückgehen. Erstmalig finden wir Mörsch in einer Urkunde vom Jahre 940 erwähnt. Nach dieser Schenkungsurkunde von Kaiser Otto I. kam der Ort an das Bistum Speyer. "Zur Vermehrung dieser Kirche" wurde der "Ort Mörsch im Ufgau in der Grafschaft des Gebhard" dem Bischof Amalrich von Speyer "als Eigentum gegeben... mit allem was dazugehört. mit Höfen, Gebäuden. Mannshuben, Wiesen, Weiden, Wäldern, Gewässern und Wasserläufen und allen Äckern, welche von Rechtswegen dazugehören". Wie lange Mörsch im Besitz der Speyerer Kirche blieb, ist nicht bekannt. Jedenfalls ging es bald in den Besitz des Klosters Weißenburg über, welches um das Jahr 1000 große Gebiete in unserer Gegend besaß. Seit 1148 bis 1259 befand sich Mörsch als Lehen im Besitz der Herren von Eberstein. 1291 übergab das Kloster Weißenburg mehrere Gebietsteile dem Markgraf Hermann VIII. zum Lehen, darunter war auch Mörsch. Im Jahre 1306 verkaufte der Markgraf Rudolf gemeinschaftlich mit seinem Bruder Friedrich das Dorf an das Kloster Herrenalb "mit Wald, Wasser, Weide, Vogtei (Verwaltung), Leibeigenen und allen Nutzungen". Dieser Verkauf war mit der "Bedingung der Wiedereinlösung" geschehen; es war also mehr eine Verpfändung. Im Jahre 1350 löste Markgraf Hermann IX. das Dorf Mörsch wieder ein. Seitdem gehörte der Ort zu Baden. Bei der erfolgten Teilung der Badischen Markgrafschaft im Jahre 1535 in eine Baden-Badische und Baden-Durlachsche wurde Mörsch der baden-badischen Hälfte zugeteilt und gehörte bis zur Vereinigung 1771 statt zum Amt Mühlburg nun zum Amt Ettlingen.

In das Jahr 1378 fällt der Bau der Kirche. Bis zu diesem Jahr war Mörsch eine Filiale von Forchheim. Mit dem Bau des Gotteshauses wurde auch eine selbständige Pfarrei mit eigenen Pfarrherren geschaffen. Die Besetzung der Pfarrei stand dem Grafen von Eberstein bis zum Jahre 1567 zu. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Recht der Verleihung dem badischen Fürstenhause übertragen. Die alte, ehemalige Kirche stand gegenüber dem kath. Pfarrhaus an Stelle des heutigen alten Schulhauses an der Pfarrklamm, wo auch zu damaliger Zeit der Friedhof war.

Zur Zeit der Römer ging eine Straße vom Rhein nach Ettlingen, die bei Mörsch vorbeizog. Nach Verlegung des Friedhofes im Jahre 1844 von der Pfarrklamm an die heutige Stelle wurden alte Mauerreste. Töpfergeschirr und ein Steintisch aus der Römerzeit gefunden. 1853 wurde beim Umbau eines Hauses ein Viergötterstein ausgegraben, der im Landesmuseum Karlsruhe aufbewahrt wird. Der wohl wichtigste Fund unserer Gegend aus der Römerzeit wurde 1939 beim Holzfällen im Mörscher Wald "beim St. Johann" gemacht, wobei man in einem sieben Meter tiefen Brunnenschacht Götterskulpturen, einen Altarstein sowie Tongeschirr fand. Der Altar und seine Statue sind dem Gott Merkur, dem Gott der Reisenden und der Händler geweiht. Der Fund befindet sich im Albgaumuseum Ettlingen. Abgüsse davon sind m Mörscher Rathaus.

Nach der Renovationsbeschreibung von 1525 besitzt die Herrschaft in Mörsch drei Höfe, den Großen Hof, den Burbacher Hof und den Schulzenhof. Zwei Fischwasser, der Brunngieße und der Zug am Sneckling, sind ebenfalls Eigentum der Herrschaft sowie "Wildbann, Wildfuhr, auch Hagen und Jagen, desgleichen auch alles klein Weidwerk zu üben und zu gebrauchen" in allen Wäldern und Feldern.

Von der Zeit des 30jährigen Krieges wird uns in einem Brief vom 10. Mai 1622 berichtet, daß u.a. auch der Ort Mörsch "in Asche" liege. Daß 1622 ein Brand und damit verbunden eine Plünderung stattgefunden hat, bestätigt auch ein kirchlicher Visitationsbericht von 1683 der Jesuiten Osburg und Mez an den Bischof von Speyer.

1727 wurde die Trennung der Pfarreien Mörsch, Forchheim und Daxlanden vollzogen. Die Bürgerzahl betrug in Mörsch in diesem Jahre 53. In einer Bannbeschreibung aus dem Jahre 1761 betrug die Zahl der Häuser 100. "Die Häuser sind ein- und zweistöckig aus Holz und mit Ausnahme von Kirche und Pfarrhaus unmodellmäßig gebaut".

Vor dem Jahre 1700 bestanden in Mörsch zwei Wirtschaften, eine "Schildwirtschaft" und eine "Straußwirtschaft". Eine Schildwirtschaft hatte das Recht und die Pflicht, Gäste zu beherbergen und zu bewirten, eine Straußenwirtschaft betrieb den Ausschank nur gelegentlich (vor allem im Herbst).

Als Wirtschaften sind um 1770 das "Kreuz", der "Rappen", der " Strauß" und das "Lamm" genannt. Bis 1775 wurde kein Bier, sondern nur Wein ausgeschenkt. 1782 kam der "Löwen" als weitere Schildwirtschaft dazu, gegen Ende des Jahrhunderts der "Ritter".

Die Zeit nach dem Spanischen Erbfolgekrieg 1701-1714 wird uns in einem Protokoll des Amtes Ettlingen, das ein Gesuch, den Holländern Stämme verkaufen zu dürfen, um die "unerschwinglichen Kriegskontributionen" zu bezahlen, wie folgt beschrieben: "Dies Dorf ist so verarmt und diesen Krieg hindurch so aller Mittel entblößt worden, daß ich ohne dergleichen Beihilfe ihre Kontributionsschuldigkeit unmöglich anders beibringen kann, ich nehme denn ihr weniges Zug- und Rindvieh, wovon sie sich bloß nicht allein, doch schlechthin helfen". (Amtmann Schweinhuber).

Im Jahre 1835 war die Gemeinde auf 1050 Einwohner angewachsen. In einem Bürgerverzeichnis aus diesem Jahre finden wir 180 Bauern, 10 Weber, 5 Schuhmacher, 4 Maurer und 9 andere Handwerksberufe. An der Bach war noch ein Bleichhaus für die Tuchbleiche der Weber.

Ein Plan aus dem Jahre 1865 zeigt uns die Vergrößerung des Ortsetters. Die Fachwerkhäuser wurden aber einstöckig gebaut. Es zeigt deutlich die Verarmung der Bevölkerung jener Zeit. Die Einwohnerzahl war im Jahre 1875 auf 2400 angestiegen.

Da durch Mißernten in mehreren Jahren die wirtschaftlichen Verhältnisse immer schwieriger wurden, sind im Jahre 1880 73 Personen und im Jahr darauf 149 Personen nach Amerika ausgewandert. Im Jahre 1882 waren es insgesamt 270 Personen, 12 Prozent der damaligen Bevölkerung.

Durch die fortschreitende Industrialisierung wurden auch die Verhältnisse besser. Als 1890 die Lokalbahn gebaut wurde, war für viele der Weg zur Arbeitsstätte in Karlsruhe leichter. Viele Arbeiter suchten nun ihren Verdienst im Bauhandwerk und in Fabriken, während die Angehörigen die Feldarbeiten erledigten.

In den Jahren 1846 bis 1849 wurde die St. Ulrichskirche nach Entwürfen von Jakob Hochstetter erbaut. "Unter Beteiligung dar ganzen Bevölkerung", wie es in dar Chronik nachzulesen ist, die damals 1579 Seelen zählte, entstand dieses Gotteshaus. Die Kirche wurde im Jahre 1900 restauriert. In die Bauzeit der Kirche fällt auch die Anlegung des neuen Friedhofes zwischen Römer- und Bergstraße, der 1844 eingeweiht wurde.

1860 wurde auf dem Pfarrberg das heutige alte Schuhlhaus auf dem durch den Kirchenbau freigewordenen gewordenen Platz erstellt. Im Jahre 1886 war der Bau eines neuen Schulhauses durch die wachsende Schülerzahl notwendig geworden, das heutige Hebel-Schulhaus. Als 1911 die Schülerzahl auf 765 anstieg, wurde im Jahr 1911/12 das Pestalozzi-Schulhaus errichtet. Die Entwicklung stagnierte durch den Ersten Weltkrieg, durch die Inflation und die damit zusammenhängende Arbeitslosigkeit. Viele Bürger nutzten wieder die Gelegenheit, nach Amerika (zu ihren Verwandten) auszuwandern.

Bis zum Jahre 1920 bildete die Bahnlinie der Lokalbahn "Lobberle" die Grenze des Ortsetters nach Osten. Durch die vielen Bauhandwerker konnte sogar in dieser Zeit der Arbeitslosigkeit ein "neues Viertel jenseits der Bahnlinie" entstehen. Nachdem die Lokalbahn das Verkehrsproblem mit den Auspendlern gut gelöst hatte, wurde sie 1938 wegen Unrentabilität eingestellt und abgebaut.

Der Zweite Weltkrieg warf schon 1938 seine Schatten voraus. Zur Errichtung dies Westwalles waren in beiden Schulhäusern und in den Gasthaussälen nicht weniger als 400 Arbeiter untergebracht. Das ganze glich einem großen Lager. In den Oktoberwochen 1938 waren über 550 Arbeiter zu verköstigen. Als am 21. Januar 1939 das Arbeitslager aufgehoben wurden, war Mörsch zu einer Festung mit 45 Bunkern und einem Tankgraben ausgebaut worden. Am 2. September 1939 wurde der Befehl zur Räumung des Ortes erteilt. Während Frauen und Kinder "ins Schwäbische abtransportiert wurden", blieben etwa 70 Männer zurück. Nach zwei bis drei Monaten kehrten sie aus der Evakuierung heim.

Die furchtbarsten Stunden des Weltkrieges waren jedoch für die Gemeinde die letzten Kriegstage. Am 5. April 1945 besetzten die französischen Truppen das Dorf. Alle Männer bis 50 Jahre mußten sich als Geiseln stellen und wurden im Gasthaus "Zum Ochsen" in den Eiskeller eingesperrt. Am nächsten Tag wurde der Ort geräumt und die Einwohner in den Vororten von Karlsruhe untergebracht. Als am 12. April die Mörscher wieder zurückkehrten, war das Dorf zum großen Teil abgebrannt. 125 Anwesen - meist im alten Ortsteil - waren total zerstört und viele zum Teil geschädigt. Auch die Kirche und das Rathaus wurden vollständig zerstört.

Mit vereinten Kräften wurde begonnen, den Schutt wegzuräumen und die zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Bis zum Jahre 1947/48 war der alte Ortsteil wieder aufgebaut. Auch die zerstörte St. Ulrichkirche war bis 1949 wieder aufgebaut worden.

1949 wurde die Rathausplatzfrage entschieden. Das neue Rathaus wurde auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände der Lokalbahn erstellt und 1951 eingeweiht. Das alte Rathaus wurde als Feuerwehrhaus wieder aufgebaut.

In den 50er Jahren wurden von der Gemeinde umfangreiche Wohngebiete im Osten und Norden und Ende der 50er Jahre ein Industriegebiet und ein weiteres Wohngebiet im Tiefgestade erschlossen. Viele öffentlichen Einrichtungen wurden erstellt. So 1967 der Kindergarten in der Maxauer Straße, 1968 die Albert-Schweitzer-Schule, ebenfalls in diesem Jahr wurde der Friedhof im Tiefgestade erweitert und 1970 das Hallenbad und die Turn- und Gymnastikhalle an der der Albert-Schweitzer-Schule eingeweiht.

1971 wurde mit dem Bau des Schulzentrums - Realschule und Gymnasium - im Tiefgestade begonnen Der erste Bauabschnitt konnte 1972 fertig gestellt werden. Nach dem Gemeindezusammenschluß wurde 1976 die vorher geplanten Projekte in diesem Bereich, Außenanlagen und Festzeit sowie 1980 die Gesamtanlage des Schulzentrums mit Keltenhalle und Sportstadion eingeweiht.

Seit 24.11.1989 ist Mörsch an das Karlsruher Straßenbahnnetz angeschlossen. Am 30.11.1991 wurde das zweite Teilstück der "Südbahn" vom Rösselsbrünnle bis zur Merkurstraße eingeweiht.
 

© Manfred Heil


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